15.12.2012

Die Geschichte vom Christbaum

Aus einem einzigen Samen ist er entstanden, so klein, dass ihn der Wind hätte weit  wegtragen können. Doch er hat sich am Boden verwurzelt, was nicht immer nur angenehm war, wie es sich herausstellte. Die Erde war oft zu nass, zu kalt, aber auch wieder trocken und hart. Doch er wollte nur eins, nämlich der Sonne entgegen wachsen und im Frieden leben.

So wuchs er nun, in Mitten anderer Bäume und umschlungen von Pflanzen. Der Stamm war wie eine Leiter, damit Insekten an ihm hochkrabbeln konnten, die Äste streckten sich aus und wurden zur Sitzgruppe für Vögel.

Das alles hielt er aus, ohne zu hinterfragen, für was das nur gut sein soll.

Sein Lebenssinn war es, zu dienen, nach dem Licht zu wachsen, einfach SEIN zu dürfen, wie er ist.

Er wuchs  in die Höhe, jedes Jahr einwenig mehr, er trotzte den Stürmen, die seine Äste zerzausten, dem Schnee, der ihn zuerst in Watte verpackte und schliesslich fast erdrückte, der glühenden Hitze im Sommer, die versucht hat ihn auszutrocknen.

Einfach nur wachsen, Menschen und Tieren Freude bereiten, Schatten zu spenden und Sauerstoff produzieren, waren seine Aufgaben.  So stand er nun da, noch jung und lebhaft, wunderschön gleichmässig geastet und eines Tages gross genug um Christbaum zu werden.

Achtlos, nur zum Dekorationszweck, wurde er umgesägt, wie viele vor ihn auf eine Wagen geschichtet und durch die Kälte wegtransportiert.

„Was war bloss geschehen, wofür bin ich plötzlich noch auf dieser Erde“?

Solche und andere Fragen machten ihn traurig und ängstlich, ja sogar das Gefühl von Wertlosigkeit kam auch noch hoch.

So lag er nun da, abgeschnitten wie tausend Andere, glanzlos und voller verletzter Gefühle.

Bis ihn eine Frau entdeckte, ihn von hinten, oben und unten musterte , als gut und schön  genug befunden, mit nach Hause nahm, ihn dann liebevoll in die warme Stube in einen Behälter mit Wasser stellte. Dort wurde er mit Glanz und Glimmer geschmückt, mit unzähligen Lichtern ausgestattet. So konnte er seine eigene Dunkelheit, deine düsteren Gefühle  überwinden. Er sah die strahlenden  Kinderaugen, die ihn bestaunten und die traumhaften Jugenderinnerungen, die Erwachsene beim Anblick des prächtig geschmückten Tannenbaumes hatten.

So, nun wurde er also wieder beachtet, durfte Freude bereiten, dienend seine Aufgabe erfüllen und den Moment des JETZT geniessen.

Die Geschichte könnte noch weiter gehen, vielleicht schreibst Du sie.

Ich meine, ein Christbaumleben hat doch viel Ähnlichkeit mit unserem Menschenleben.

So wünsche ich sinnerfüllte Weihnachten

Katharina